In den letzten Jahren wurde vermehrt über die Bedeutung des sog. „nitrosativen Stress“ bei Multisystemerkrankungen wie Chronic Fatigue Syndrom (CFS), Multiple Chemical Sensitivity Syndrom (MCS), Post-Traumatic Stress Disorder (PTSD) oder Fibromyalgie berichtet.

Nitrosativer Stess oder abgekürzt „Nitro-Stress“ bezeichnet die übermäßige Bildung von Stickoxid (Stickstoffmonoxid) und seiner Metaboliten Peroxinitrit und Nitrotryosin. Stickoxid ist eine reaktive Verbindung, die in Zellen gebildet wird und schnell zu Nitrat und Nitrit abgebaut wird.

Das Enzym NO-Synthase (NOS) bildet Stickoxid und Citrullin aus der Aminosäure Arginin. Es gibt vier Formen der NOS: iNOS in Immunzellen, eNOS in Endothelzellen (Zellen der Blutgefäßwand), nNOS in Nervenzellen und mNOS in Mitochondrien.

Durch Entzündung, Medikamente, Schadstoffe („Xenobiotika“), Stress und kohlehydratreiche Ernährung wird eine erhöhte Stickoxid-Bildung induziert, wodurch bestimmte Enzyme und vor allem die mitochondriale Energie-Gewinnung gestört werden. Eine schlechtere Energiebilanz führt langfristig bei Zellen, so auch bei Nervenzellen, zu deren Abbau und Zerstörung. Nitrosativer Stress kann demnach ein Aspekt von Neurostress sein.

Die Diagnostik des Nitrostress beinhaltet den Nachweis hoher Citrullin-Werte im Urin und hoher Nitrotyrosin-Konzentrationen im Blut. Aber: In der wissenschaftlichen Literatur ist die Messung des Nitrotyrosins im Blut der Parameter mit dem höchsten Stellenwert für die Diagnostik des nitrosativen Stress.

Zusätzliche Analysen verschiedener Neurotransmitter-Konzentrationen im Urin können objektivieren, wenn nitrosativer Stress auch die Bereitstellung und die Verfügbarkeit von Serotonin, Katecholaminen und anderen Neurotransmittern beeinflusst.