Gamma-Aminobuttersäure (GABA) ist der wichtigste inhibitorische Neurotransmitter des Zentralnervensystems. Nach Glutamat, dem wichtigsten exzitatorischen Neurotransmitter, ist die GABA-Konzentration im ZNS am höchsten. Paradoxerweise werden beide, GABA und Glutamat, aus derselben Aminosäurevorstufe gebildet. Glutamin wird durch Glutamat-Synthase zu Glutamat oxidiert, das in GABA-ergen Neuronen durch GAD (Glutamat-Decarboxylase; GAD: Kofaktor Vitamin B6) zu GABA umgewandelt wird. GABA kann nicht direkt aus Glutamin synthetisiert werden.
Bereits 1960 wurde die herausragende Bedeutung von GABA als inhibitorischer Neurotransmitter erkannt. Es wirkt bei zahlreichen neuronalen Vorgängen im ZNS modulierend mit, meistens unmittelbar antagonistisch gegenüber dem exzitatorischen Glutamat. 40% aller neuronalen Synapsen sind GABAerg. Die Mehrzahl dieser GABA-Neurone sind sog. „Interneurone“, die die Aktivität anderer Neurone kontrollieren. Daneben existieren jedoch auch effektorische, in die Peripherie projizierende GABAerge Neurone. Auch primär periphere GABA-Neurone sind heute bekannt, vor allem im enteralen Nervensystem.
GABA wirkt über interneuronale Synapsen in erster Linie durch Hemmung der präsynaptischen Freisetzung exzitatorischer Neurotransmitter. Benzodiazepine und Barbiturate wirken akzessorisch über den sog. GABA-A-Rezeptor und verstärken die GABA-Wirkung. Bedeutende GABA-Enhancer sind die intracerebral synthetisierten oder über die Blut-Hirnschranke importierten Pregnan-Steroide. Der Schlaf-fördernde und sedierende Effekt von oralem Progesteron beruht maßgeblich auf seiner GABA-A-Rezeptoraffinität. Noch stärker wirksam ist sein bei oraler Gabe in der Leber bzw. im ZNS selbst gebildeter Hauptmetabolit allo-Pregnanolon.
Besondere Bedeutung für die Wirksamkeit von GABA hat der Neurotransmitter Serotonin, der die GABA-Synthese stimuliert und die GABA-Rezeptoraffinität erhöht. Bei Serotoninmangel ist auch die Wirksamkeit von GABA eingeschränkt. Weitere GABA-Mimetika sind Theanin, Taurin und Rhodiola, die ebenfalls am GABA-Rezeptor angreifen und die GABA-Wirkung verstärken. Dazu kommt bei einigen wie z.B. Taurin ein Glutamat-antagonistischer Effekt.
GABA wirkt anxiolytisch, analgetisch, relaxierend, antikonvulsiv und blutdruckstabilisierend. Außerdem besitzt GABA eine noch über Serotonin und Melatonin hinausreichende schlaffördernde Wirkung. Sehr niedrige GABA-Konzentrationen werden bei gravierenden Störungen des Neurotransmitter-Netzwerks, Hochdruck, chronischen Schmerzen, irritablem Kolon, prämenstruellem Syndrom, Depressionen, Epilepsie oder Schizophrenie gefunden.
Komplikationen des GABA-Mangels sind Heißhunger auf Zucker/Süßigkeiten, Parästhesien, Muskelverspannungen, Ohrgeräusche (Tinnitus), veränderte Geruchsempfindungen, nächtliches Schwitzen, Hyperventilation, Tachykardien, Gedächtniseinbußen, Impulsivität, Ungeduld, Ängste. Vor allem die angstlösende Wirkung von GABA wird klinisch genutzt. Da jedoch GABA selbst die Blut-Hirnschranke nicht passieren kann, werden lipophile GABA-Derivate wie Gabapentin, Pregabalin, etc. eingesetzt und gelten als First-line Medikation für das generalisierte Angstsyndrom.
Neben seinen neuronalen Wirkungen hat GABA vielfältige parakrine und endokrine Funktionen. Es wirkt zentral auf die hypothalamische Sekretion von Releasing-Faktoren, GABA-erge Neurone innervieren die Hypophyse und GABA wirkt parakrin über das Pfortadersystem auf die hypophysäre Produktion von Prolactin, ACTH, TSH und LH. Vor allem stimuliert es die Wachstumshormonsekretion über Aktivierung des hypothalamischen HGH-Releasing-Hormons und unmittelbar lokal nach Synthese in der Hypophyse. Auch in den Pankreas-Inselzellen wird GABA lokal produziert und moduliert die Insulinsekretion.
Schließlich hat GABA immunmodulierende Wirkungen. Über GABA-Rezeptoren auf T-Zellen blockiert GABA die Sekretion proinflammatorischer Zytokine und hemmt die T-Zellaktivierung und -proliferation.
Für die Behandlung von GABA-Defiziten empfehlen sich mehrere Möglichkeiten:
1. Behandlung mit der Glutamat/GABA-Vorstufe Glutamin, das zudem für die Entgiftung des ZNS eminent wichtig ist. Wir verwenden Glutamin in Kombination mit den GABA-Modulatoren Taurin und Theanin und dem GABA-Induktor 5HTP/Serotonin in dem Präparat GABAmax, das zusätzlich die für die Neurotransmittersynthese wichtigen Enzym-Kofaktoren aus der B-Vitamingruppe, Vitamin C und Tocopherole enthält, die Glutamat-neutralisierend wirken. Außerdem enthält GABAmax eine geringe Menge Tyrosin als Katecholaminvorstufe, das die inhibitorischen Valenzen besser balanciert.
2. Behandlung mit Glutamin in Kombination mit Glycin, der kleinsten Aminosäure, die zugleich in einigen Hirnregionen als Neurotransmitter fungiert und überwiegend GABA-artig wirkt. Glutamin/GABA und Glycin wirken synergistisch schlaffördernd, entspannend und bahnend für die nächtliche Regeneration des Endokriniums. In dem Präparat GABAnight sind Glutamin und Glycin mit 5HTP/Serotonin, den Modulatoren Taurin, Cholin und Passsionsblume sowie den Enzymkofaktoren aus der B-Vitaminreihe kombiniert.
3. GABA selbst hat bei oraler Gabe zwar infolge Blockade durch die Blut-Hirnschranke nur marginale zentrale Effekte, seine peripheren Wirkungen auf endokrine Organe und Immunsystem sind jedoch nicht beeinträchtigt – soweit sie durch parakrines GABA hervorgerufen werden. In diesen Fällen, wenn die GABA-Wirkung auf die Nebenniere, Hypophyse, Inselorgan und den Stoffwechsel genutzt werden soll, wird GABA selbst in Dosierungen von 500 – 2000 mg tgl. eingesetzt.
4. Begrenzte zentrale Effekte durch GABA selbst können mit einem modifizierten, sublingualen Präparat GABAcalm erreicht werden, das über die Mundschleimhaut „auf Nebenwegen“ ins Gehirn gelangen kann. Es ist auf Grund seiner schnellen, innerhalb von Minuten einsetzenden Wirkung für die Sofortbehandlung von Angstzuständen geeignet und vielfach bewährt. Außerdem kann mit GABAcalm die Wirksamkeit von GABAtropen Präparaten vorab getestet werden.
5. Schließlich existieren lipophile GABA-Derivate wie das Präparat Kavinace, das GABA in Kopplung an Niacin enthält, als stark wirksame GABA-Variante. Allerdings ist seine Wirkungsdauer wegen der starken Induktion von Abbauenzymen auf 10 – 14 Tage begrenzt. Nach einer Behandlungspause von einigen Tagen ist allerdings erneut die volle Wirksamkeit gegeben.