In der renommierten Fachzeitschrift „Science“ wurde kürzlich berichtet, dass die US-amerikanische Wissenschaftler Vincent Lombardi und seine Kollegen ein Retrovirus bei CFS-Patienten nachweisen konnten.
Bei 68 von 101 CFS-Fällen fanden sie in den Leukozyten des peripheren Bluts das sog. „Xenotrope Mäuse-Leukämievirus-verwandte Virus“ (XMRV). Sie fanden das Virus auch bei 8 von 218 Gesunden.
XMRV ist ein Retrovirus, wie auch das AIDS-auslösende HI-Virus (HIV). XMRV ist allerdings aus der Gruppe der Gamma-Retroviren, deren Vertreter bislang nur bei Tieren als krankheitsauslösend beschrieben wurden. Bei Tieren löst das Virus u.a. Immundefekte, Krebs und neurologische Erkrankungen aus.
Was bedeutet dieser Befund für CFS-Patienten?
Zu allererst kann man einschränkend anmerken, dass nicht 100 % der Erkrankten das Virus tragen und dass das Virus auch bei Gesunden vorkommt. XMRV ist also nicht die einzige und ausschließliche Ursache eines CFS. Das Virus könnte jedoch als beitragender, verstärkender Faktor* bei CFS eine Rolle spielen.
Auf jeden Fall eröffnet die Entdeckung eine völlig neue Sichtweise auf mögliche Therapien. Denn natürlich könnten die bereits zur Verfügung stehenden anti-retroviralen Medikamente Bedeutung erlangen. Aufgrund ihrer Nebenwirkungen ist da jedoch gerade bei CFS-Patienten Vorsicht geboten.
Ich werde Sie an dieser Stelle weiter auf dem Laufenden halten, was diese Entwicklung angeht.
Hier der Link zur Kurzfassung der eigentlichen Publikation:
Lombardi et. al, Detection of an Infectious Retrovirus, XMRV, in Blood Cells of Patients with Chronic Fatigue Syndrome
www.scienceexpress.org, 8 October 2009
*)“Contributing factor“ wie die amerikanischen Autoren schreiben.